


Do., 13. Oktober 2022 –
Sa., 15. Oktober 2022
«Flucht und Ferne»
Ferne und Nähe in der Musik
von Elmar Weingarten
Das Einzigartige, ja das Beglückende an der Musik ist, dass sie allen gehört. Sie kennt keine Grenzen. Erst recht nicht Landesgrenzen. Überall in der Welt gibt es Klänge, die zu Musik werden. Das ist das eine. Musik ist eine universale Kunst. Vielleicht die einzige. Das andere ist, dass gleichwohl jeder, der Musik macht, der Musik komponiert, etwas Ureigenes, sehr Persönliches schafft. Das gilt für Interpreten, aber insbesondere für Komponisten. Aber das gilt auch für Teile unserer Gesellschaft. Selbst Länder entwickeln ihre eigenen Klangsprachen. Béla Bartók war von vielem beeinflusst, aber man kann behaupten, er hat ungarisch komponiert wie Schubert unverkennbar wienerisch. Und beide waren immer auch sie selbst, einzigartig sie selbst.
Das Thema «Flucht und Ferne» ist reizvoll. Es fragt, wie sich die Klangwelten der Komponistinnen und Komponisten verändern, wenn sie ihr Land verlassen, sich in einer anderen Kultur zurechtfinden müssen. Aber es versucht auch, auszuloten, was Komponierende dazu bewegt, aus der Ferne, oft sehnsuchtsvoll, sich auf die Musiksprache anderer Länder einzulassen.
Paul Ben-Haim, als Paul Frankenburger 1897 in München geboren, floh 1933 nach Palästina. Ihm ist der Aufbau einer neuen musikalischen Identität in der neuen, unvertrauten Heimat gelungen. Nicht nur, dass er sich mit sephardischer Musik beschäftigt hat. Er hat wesentlich zu der ganz eigenen, kräftigen Klangsprache beigetragen, die sich in Israel im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Seine noch in Deutschland im Stile der Jahrhundertwende geschriebenen Werke blieben bedeutungslos. Von Erich Maria Remarque, in Fragen des Exils erfahren, stammt der Satz: «man braucht ein starkes Herz, um ohne Wurzeln zu leben». Ben-Haim konnte sich in der höchst vielfältig ausgestalteten israelischen Kultur assimilieren. Er hatte Herz und er konnte dort Wurzeln schlagen. Er ist ein bedeutender Motor des Musiklebens seines Landes geworden.
Eine wahre Entdeckung wird die britische Komponistin Rebecca Clarke sein. Die Mutter war Deutsche, der Vater Amerikaner. Zweisprachig aufgewachsen, pendelte sie in der Zwischenkriegszeit zwischen England und den Vereinigten Staaten hin und her. Sie hat sich nicht beeindrucken lassen von den neuesten Strömungen auf dem europäischen Kontinent. In ihren Werken fliessen die durchaus unterschiedlichen musikalischen Ideen beider Länder zusammen. Im Klaviertrio aus dem Jahre 1921 sind kraftstrotzende Leidenschaft und innige Stimmungen zu erleben. Derart ungekünstelte, ausdrucksstarke Ehrlichkeit in Töne zu setzenn war in den zwanziger Jahren noch möglich.
Eine schöne Idee ist es auch, über die Idee der Ferne in der Musik nachzudenken. Es gibt Sehnsuchtsorte. Oft sind sie weit weg und unerreichbar, oder die Komponisten haben sie besucht und in ihren Kompositionen verewigt. Robert Schumann erzählt bereits im ersten Stück seiner Kinderszenen Von fremden Ländern und Menschen und in seinen Bildern aus Osten (op.66), die er vierhändig mit Clara gespielt haben muss, fasziniert ihn der exotische Orient. Dvořáks überbordender Erfindungsreichtum an Melodien wurde durch die Begegnung mit der Musik Amerikas noch zusätzlich bereichert. Sein Amerikanisches Quartett ist nur ein Beispiel.
In mehreren Konzerten hören wir Werke von Frédéric Chopin. Sein Vater war Franzose, die Mutter Polin. In Polen hat er seine Kindheit verbracht. Als Zwanzigjähriger verliess er seine Heimat, und zeitlebens hat ihn, der in Paris ein bewunderter Künstler wurde, das Heimweh nach der nicht mehr erreichbaren Heimat, nach Polen geplagt. Für die Franzosen ist Chopin ein französischer Komponist, für die Polen ein polnischer. Vielleicht hat er doch beide Welten in sich und seinem Werk vereint. Jedenfalls hat er nie aufgehört, Mazurkas und Polonaisen zu komponieren. Und unschwer lässt sich die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat heraushören.
György Kurtág hat mehrere Stücke Aus der Ferne, aus Budapest, geschrieben. Es sind Grüsse an Freunde, beispielsweise an den Verleger Alfred Schlee im entfernten Wien. Wörtlich genommene Ferne ist es nicht allein, es ist reizvoll komponierte Ferne. Die Klänge entwickeln sich aus der Stille zuhause und verklingen beim Ankunftsort des Beschenkten, nicht ohne seine kräftige Persönlichkeit vorher musikalisch charakterisiert zu haben.
Für jede Musikerin und jeden Musiker gibt es noch einen ganz anderen Aspekt des Begriffs «Ferne». Es ist der Kampf um Nähe. Jede Interpretation eines Musikwerkes beginnt aus einer gewissen Entfernung. Und das Faszinierende am Musizieren ist, dass es den Interpretierenden immer wieder gelingen muss, Nähe zu den Intentionen der Musikschaffenden herzustellen. Besonders reizvoll wird es sein, wenn dies in Engelberg diesmal bei Werken geschieht, die in der Ferne spielen, die die Sehnsucht nach der Ferne oder das Fremde in der Ferne zum Thema haben.
Künstler

Olivia Walker
Editor in Chief
Editor in Chief

Dan Mitchell
Assistant Manager
Editor in Chief

Noah Patterson
Programming Editor
Editor in Chief
Programm
«Flucht und Ferne»
Freitag, 14. Oktober 2022
16:15
,
Kursaal
1
«…dans un pays lointain»
Freitag, 14. Oktober 2022
18:30
,
Kursaal
2
«my spirit wanders free»
Freitag, 14. Oktober 2022
20:30
,
Kursaal
östliches, westliches, bessarabisches, instrumentales, gesungenes, abgesprochenes, improvisiertes, jüngeres, älteres, momentanes, näheres, ferneres, klagendes, tröstliches, spannendes, entspannendes, jiddisches, ukrainisches: klezmer und was er uns bedeutet
3
Late Night: Kleztorsion
Samstag, 15. Oktober 2022
09:15
,
Kursaal
Einführung mit Roland Moser und Claudio Veress um 10.15 im Foyer des Kursaals
4
Matinee: «Aus der Ferne»
Samstag, 15. Oktober 2022
12:30
,
Klosterkirche
5
Nuria Rial - Lieder von Abschied und Trennung
Samstag, 15. Oktober 2022
16:00
,
Kursaal
6
«Bilder aus Osten I»
Samstag, 15. Oktober 2022
18:00
,
Kursaal
7
«Bilder aus Osten II»
Sonntag, 16. Oktober 2022
09:00
,
Kursaal
Gedichte von Else Lasker-Schüler gelesen von Susanne-Marie Wrage
Musik von Clarke, Tansman, Price, Trümpy, Stravinsky u.a.
8
Musik & Literatur: «unter dem taumelnden Mond»
Sonntag, 16. Oktober 2022
14:30
,
Kursaal
9
Intermezzo: «sic fugit amicus amicum»
Sonntag, 16. Oktober 2022
16:30
,
Kursaal
10
«…in eine bessre Welt…»
Tickets
Pässe und Konzertkarten sind buchbar über:
Telefon: 0900 585 887
Montag – Freitag 10.30 – 12.30 Uhr
CHF 1.20 / Min. aus dem CH-Festnetz
Studenten erhalten auf alle Preise 50% Rabatt
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Festivalpass A: 10 Konzerte Fr-So (exkl. Diner)
Kat I: CHF 400.-
Kat II: CHF 330.-
Festivalpass B: 7 Konzerte Fr/Sa (exkl. Diner)
Kat I: CHF 305.-
Kat II: CHF 245.-
Festivalpass C: 7 Konzerte Sa/So (exkl. Diner)
Kat I: CHF 320.-
Kat II: CHF 260.-
Diner
Am Samstag 15.10. ab ca. 21.15 findet anschliessend an das Konzert 7 das
gemeinsame Diner mit den Künstlern im Restaurant des H+ Hotel statt.
Serviert wird ein köstliches Buffet zum Preis von 40.- p. P. exklusiv
Getränke, buchbar direkt beim H+ Hotel:
+41 (0)41 639 58 58,
Verpflegung Freitag
Da zwischen den Konzerten am Freitag nur 50 Minuten geplant sind und Sie bestimmt einmal essen möchten, haben wir mit dem Restaurant Titlis im H-Hotel vereinbart, dass sie einen Festivalteller (mit Fleisch oder vegetarisch) für Fr. 20 (inkl. Mineralwasser) anbieten.
Reservation wird empfohlen, ist aber nicht zwingend.
+41 (0)41 639 58 58,
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Kontakt

Geschäftsführer: Pedro Zimmermann
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